08.11.2011

Der Allwetter-Wash! ADenim lässt Jeans natürlich verwittern

Styled by the weather: Roof Destroyed Denims

Seit einigen Monaten sind die Dächer der Mönchengladbacher ADenim-Zentrale Austragungsort eines der wohl ungewöhnlichsten Jeansexperimente. Auf dem Flachdach wurden Denims im Rahmen des ‚Roof Destroyed Denims’-Projekts in einem einjährigen Dauertest Wind und Wetter ausgesetzt. Sonne und Regen, Eis und Schnee sind die Zutaten für eine natürliche Patina deren konstante Material- und Farbentwicklung von einem Expertenteam laufend dokumentiert und anschließend in den regulären Prozess der Kollektionsentwicklung involviert wird. Sprich, so mancher der klimabehandelten Dach-Prüflinge wird als stilistischer Vordenker für die nächste ADenim-Kollektion dienen. Nicht die erste außergewöhnliche Maßnahme der Jeans-Vordenker. Neue Ideen abseits von Mainstream und Massenware sind typisch für das Label.



\"Wechselnd bewölkt, mit sonnigen Abschnitten aber auch gelegentlichen Schauern. Tageshöchsttemperatur sieben Grad, örtlich Gefahr von Nachtfrost\". Bei einem Wetterbericht wie diesem rollt der Normalbürger mit den Augen. Anders die Reaktion bei ADenim in Mönchengladbach: Dort wandern die Blicke gespannt aufs Firmendach. Seit Monaten wird in der Zentrale der Denimistas nicht nur heiß über kreative Styles und Schnitte diskutiert, sondern auch über das Wetter. Und damit über das außergewöhnliche Experiment in der Geschichte des blauen Golds.

Seit Dezember 2010 sind auf dem Firmendach Jeans aus der Raw-Denim-Range des Labels jeder Witterung ausgesetzt. \"Wir wollen sehen, wie sich unsere Jeans unter extremen Bedingungen verhalten, wie sich Farbe und Stoffe verändern\", erklärt Marco Lanowy, Geschäftsführer von ADenim. Für ihn gibt es derzeit kein gutes oder schlechtes, sondern ausschließlich spannendes Wetter. Egal, was Petrus liefert: Klimakapriolen sind am Niederrhein derzeit kein Schreckensszenario, sondern das Salz in der Suppe einer natürlichen Jeans-Behandlung.

Mit wenigen Handgriffen wurde der Natur auf die Sprünge geholfen. Ein Modell etwa liegt mit ausgestreckten Beinen flach auf dem Dach. Lediglich mit Flusskieselsteinen fixiert (Arbeitstitel: \"Dirty Earth Denim\"). Eine Denim durfte sich vom Wind herumwirbeln und immer wieder aufs Neue falten lassen (\"Roof Top Thunder Storm Denim\"). Bei einem weiteren Versuchsobjekt wurden die Beine gestaucht (\"Compressed Roof Top Denim\"). Am ärgsten erwischte es die \"Knotted Fire Escape Denim\": Bei dieser Studie wurden die Hosenbeine ineinander verdreht, mit Kordeln fixiert und anschließend an eine Feuerleiter geknotet. Während andernorts über Entschleunigung und Slow Food diskutiert wird, entsteht in Mönchengladbach derzeit ein echter neuer Slow Look: Styled by the weather, unter geduldiger Beobachtung der findigen Jeansmacher.

\"Das Thema Destroyed-Effekte fesselt uns schon seit längerem\", sagt Marco Lanowy. Dass einige ADenims auf ganz natürliche Weise Patina ansetzen dürfen, ist aber auch für ihn ein außergewöhnliches Experiment. Die Resultate sollen künftige Kollektionen inspirieren. Ein paar der zeitweise bis zu zwölf Dach-Denims wurden bereits ins Trockene geholt und die individuellen Effekte inspiziert. Vor allem das partielle Ausbleichen durch Sonneneinstrahlung könnte sich zu einem interessanten Trendthema für ADenim auswachsen.

So ungewöhnlich das Experiment auch sein mag, es zeigt einmal mehr den Hang der Jeans-Vordenker zu neuen Ideen abseits von Massenware und Mainstream. \"Wir planen nicht für den schnellen Euro, sondern langfristig\", erklärt Marco Lanowy, \"dabei haben wir stets die perfekte Jeans vor Augen.\" Ein ehernes Ziel, zu dem auch gehört, dass jede ADenim ein echtes Einzelstück darstellt. Die umfangreichen Treatments erfolgen individuell und in Handarbeit. Übrigens in der vibrierenden marokkanischen Metropole Casablanca. Gut möglich, dass ein Teil der Arbeit künftig das Wetter übernimmt.

Ein aufregendes Gefühl, das sich einstellt, wenn die ADenim erst mal auf der Haut liegt. Denn die aufwändige Herstellung sorgt dafür, dass eine ADenim perfekt sitzt. In einem mehrstündigen Verfahren (bis zu sieben Stunden) wird jede Hose komplizierten Waschungen und Handarbeiten unterworfen. Dadurch werden die hochwertigen Stoffe griffig und gleichzeitig angenehm weich. Anschließend werden die Denims in mehreren Prozessen einzeln von Hand gefinished. Auf diese Weise entstehen Jeans mit Charakter. Unikate, deren hohe Wertigkeit sichtbar ist und die voller Stolz von sich behaupten können: „Handcrafted in Casablanca“.
compressed roof top denim
detailed 01
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detailed 03
detailed 04
dirty earth denim
knotted fire escape denim
roof top thunder storm denim